Das mit dem Geld ist ja so eine Sache. Viele haben recht wenig davon, einige wenige ganz viel, niemand redet so richtig drüber aber alle scheint es permanent zu beschäftigen. Ein ideales Thema für eine OberlinImpuls-Tagung also! Deshalb haben wir uns vom 30. Oktober bis zum 3. November mit ca. 35 Menschen im Oberlinhaus in den Vogesen zusammengefunden um uns ins Labyrinth aus Geldschöpfungsmythen, Verteilungsgerechtigkeit, Scham (und anderen Geld-Gefühlen) und Alternativen Verteilungskonzepten zu wagen. Hierfür gab es diesmal durchgehende „Geldreflexion“-Kleingruppen die es uns ermöglichten in einem sicheren Rahmen bis zu unseren individuellen Prägungen zum Thema Geld vorzudringen und darüber in Austausch zu kommen („Was ist deine erste Erinnerung an Geld?“, „Mit wieviel Geld bist du aufgewachsen im Verhältnis zu Freund:innen, wie war das für dich?“ etc.). Es war spannend immer mehr zu verstehen, wie Geld und seine Logiken fast jede Ebene unseres gesellschaftlichen Lebens durchdringt und bewegend zu hören wie prägend es in unsere einzelnen Biographien eingewoben ist. Mit anonymisierten Methoden wurden außerdem Fragen wie „Wie viel Geld hast du monatlich zur Verfügung?“ oder „Wie viel wirst du erben?“ visuell beantwortet und immer mehr konnte sich eine Scham, die bei vielen mit dem Thema verknüpft war und ist mehr und mehr auflösen hin zu einer Erleichterung endlich mal darüber zu sprechen!
Zum Glück haben wir aber nicht nur gesprochen, sondern konnten uns in verschiedenen Workshops tanzend austoben, gemütlich massieren, philosophisch utopieren, parlierend spazieren, köstlich kochen und vieles mehr – Außerdem gab es jeden Morgen den Anblick des feuerroten Sonnenaufgangs über dem Nebelmeer der Rheintalebene zu bestaunen der auch über den Tag nicht an Schönheit verlor – Doch zurück zum Geld: Einen Abend ließen wir uns hinreißen ein bisschen zu zocken in einer abgewandelten Wer-wird-Millionär?-Form mit Monopoly-Geld. Es war spannend dabei den schmalen Grat zu beobachten zwischen ausgelassenem Spielen, und der Maßlosigkeit zu der manche selbst von diesem Falsch-Geld angestachelt wurden. Aber was ist schon Falsch- und was richtiges Geld? Warum geben wir diesen Papierscheinchen nochmal einen Wert? Wer darf es eigentlich drucken, und wer entscheidet wie viel davon? Und wie hat das nochmal alles angefangen? Weißt du es (noch)? Wenn nicht, heißer Tipp: David Graeber nachschlagen!
Und nein, wir wären nicht wirklich der OberlinImpuls, wenn wir nicht Lust hätten auf ein Experiment. Mal die Grenzen auszuloten was möglich und was geboten würde, wenn wir einfach keinen pauschalen Tagungsbeitrag von den Teilnehmenden erheben. Sondern stattdessen versuchten wir dieses Mal all unsere Kosten für so eine Tagung bis ins Detail offen zu legen und dann mit einer Bieterunde von den Teilnehmenden die Tagung zu finanzieren. (Bieterunde: jede Person schreibt anonym einen Betrag den sie zahlen möchte und kann auf einen Zettel auf, diese werden dann zusammengezählt und geprüft ob sie den zu erreichenden Gesamtbetrag ergeben. Der Vorgang wird wiederholt, wenn noch nicht genug Geld zusammengekommen ist) Das war ein bisschen aufregend und hat letztendlich ziemlich gut funktioniert!
Danke an alle die dabei waren und zu dieser schönen Tagung beigetragen haben!
Bis zum nächsten Mal! 🙂
ps. Man munkelt, dass einige Menschen von der Tagung so inspiriert gewesen sein sollen, dass sie sich gleich im Anschluss aufmachten ganz ohne Geld für zwei Wochen zum Mittelmeer zu reisen – Doch das ist eine andere (Geld)-Geschichte…